Chronik

Geschichte der Gesellschaft „Freunde der Musik“

Otto und Clementine Gogl (ca. 1960)

Im Jahr 1950 kündeten erstmals leuchtend gelbe Plakate mit roter Schrift ein Konzert der neu gegründeten Gesellschaft „Freunde der Musik“ Sonthofen an. Dieses Konzert fand am 21. Mai im Casinosaal der Jägerkaserne statt unter Leitung meines Vaters, Otto Gogl sen. (1902 – 1976).

Das Programm des Abends war Johann Sebastian Bach g e w i d m e t , dessen Todestag
sich 1950 zum zweihundertsten Mal jährte. Der Musikwissenschaftler Dr. Bruno Müller
sprach einführende Worte zum Programm des Abends.

Zu hören waren das 5.!Branden burgische Konzert, das Klavier konzert d-Moll, die dritte Orchestersuite in DDur und zwei Motetten. Solistin war die angesehene Münchner Pianistin Magda Rusy. Musikbegeisterte Laien aus der näheren Umgebung ergänzten den Kirchenchor und das Orchester von St. Michael. Berufsmusiker, die infolge der Evakuierungen während des Krieges noch im Allgäu lebten, trugen wesentlich zum Gelingen bei.

Die Vorgeschichte

Otto Gogl im Kreis von Schülern (v.l.n.r.): Heidi Stanggassinger, Arthur Engerer, Erika Engeser, der Opernsänger Rudolf Baumgartner, Otto Gogl, Rudolf Merkle, Ilka Tandler, Heinz Tandler

Dieses sehr erfolgreiche Konzert wäre nicht möglich gewesen, hätte mein Vater zuvor nicht schon fast fünfundzwanzig Jahre lang das kulturelle Leben in Sonthofen und im Oberallgäu musikalisch durch zahlreiche Aufführungen und seine vielseitige pädagogische Tätigkeit geprägt.

1926 kam er als hauptamtlicher Kirchenmusiker an die Pfarrkirche St. Michael nach Sonthofen und versuchte von Anfang an, über die liturgische Musik hinaus das musikalische Leben am Ort zu beleben. Er schulte und erweiterte den Chor, mit dem er bei Wettbewerben bald Preise gewann. Er gründete für den Nachwuchs eine Singschule und erweiterte behutsam das Repertoire über die Kirchenmusik hinaus. Im Vordergrund standen zunächst die Oratorien Die Schöpfung und Die Jahreszeiten von Joseph Haydn sowie die Sieben Worte in der Fassung für Soli, Chor und Orchester, das Oratorium Christus am Ölberg von Ludwig van Beethoven, die Oratorien Elias und Paulus von Felix Mendelssohn Bartholdy und dessen Vertonung der Sequenz des Thomas von Aquin Lauda Sion für Solostimme, Chor und Orchester sowie der 98. Psalm für Doppelchor und Orchester. Wiederholt führte er das Stabat mater von Giovanni Baptista Pergolesi an den Karfreitagen auf. Viele Jahre später berichteten mir Mitwirkende noch von der berührenden Gestaltung der Solopartien durch die Sopranistin Hildegard Limmer, Kammersängerin an der Bayerischen Staatsoper, und durch die hervorragende Konzertsängerin Hanne Münch, die die Altpartie sang.

In den Kriegsjahren kamen dann zunehmend auch weltliche Werke zur Aufführung, weil durch die bereits erwähnten Evakuierungen aus den im Luftkrieg bedrohten Städten zahlreiche Berufsmusiker im Allgäu Zuflucht fanden. Die Lücken in der Orchesterbesetzung füllten sich und so konnten selbst sinfonische Werke wie die Fünfte von Ludwig van Beethoven realisiert werden. Ein Geiger der Berliner Philharmoniker führte die Gruppe der ersten Geigen an und gab meinem Vater hilfreiche Hinweise zum schlagtechnisch schwierigen Einsatz des Schicksalsmotivs.

Nachhaltiges Wirken an der Oberrealschule

Otto Gogl nach der Auff ührung des Mozart-Requiems 1969

Dieses weit über die Kirchenmusik an St. Michael hinaus gehende Wirken meines Vaters fand in seiner Tätigkeit als Musiklehrer an der Oberrealschule Oberstdorf eine für die später gegründete Gesellschaft bedeutsame Ergänzung.

Sein Vielseitigkeit, sein Unterricht, der offenbar von jeder schulmeisterlichen Belehrung frei, sondern ganz von seiner Begeisterung für die Musik bestimmt war, weckten bei vielen das Interesse an der Musik über die schulischen Anforderungen hinaus. Er gab bei zahlreichen Schülern den Anstoß, ein Instrument zu lernen und legte damit den Grundstock für ein lebenslanges Interesse an der Musik. Auch für die Schulkonzerte und -feiern studierte er Chöre aus den Oratorien Haydns und andere anspruchsvolle Werke ein. „Stimmt an die Saiten“ oder „Die Himmel erzählen“, mitreißende Chorsätze aus der Schöpfung, wurden für viele mitwirkende Schüler musikalische Schlüsselerlebnisse, und die Textanfänge zu diesen Chören blieben bei vielen für immer im Gedächtnis. Und es sind nicht wenige, die durch diese frühen und intensiven Eindrücke die Musik später zum Beruf wählten. Ich denke dabei die quirlige Schülerin aus dem Walsertal, Monika Willand, die später bei vielen Aufführungen in Sonthofen mitwirkte, in Frankfurt Cello studierte und engagierte Leiterin der Jugendmusikschule in Ellwangen wurde. Ihre Schwägerin ist bis heute treues Mitglied in unserem Verein.

Eine musikalisch besonders engagierte und begeisterungsfähige Gruppe von Oberrealschülern traf sich regelmäßig in Sonthofen. Die musikalische Erziehung dieser jungen Leute wurde im privaten Kreis fortgesetzt: Sie kamen in die elterliche Wohnung, damals in der Oberstdorfer Straße, und sie wurden hier noch intensiver in die allgemeine Musik- und Harmonielehre eingeführt. Dazu gehörten Rudolf Merkle, Arthur Engeser, Erika Walden, H.!Widmer, Heinz Tandler, Walter und Werner Köppe u. a. Sie spielten nicht nur im Schulorchester, sondern auch im Sonthofener Kirchenorchester mit. Sie wurden später ausnahmslos Gründungsmitglieder der Gesellschaft „Freunde der Musik“ Sonthofen. Sie wussten von den Defiziten, die meine Eltern oft nach den Konzerten aus eigener Tasche begleichen mussten und rieten dringend zur Gründung eines Vereins.

Generalprobe in der Stadtpfarrkirche St. Michael zur Aufführung der „Schöpfung“ von Joseph Haydn anlässlich der Stadterhebung Sonthofens im Mai 1963 mit Heinz Tandler, Gunnel Ohlson und Rudolf Baumgartner

An den Beispielen von Arthur Engeser, der im Orchester Kontrabass spielte, oder von Heinz Tandler lässt sich zeigen, welche Früchte diese jahrelange Aufbauarbeit trug: Herr Engeser gründete die Sonthofener Jugendblaskapelle und führte sie zu großem Ansehen. Er machte meinen Vater auch immer wieder auf besonders begabte Jugendliche in der Blaskapelle aufmerksam, die dann von meinem Vater in die klassische Musik eingeführt und meist auch für das Kirchenorchester gewonnen werden konnten. Hierzu zählte zum Beispiel Wolfgang Guggenberger, der später Trompete studierte und seit vielen Jahren Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen ist. Als Gastprofessor betreut er seit 2018 zusätzlich die Trompetenklasse der Norwegian Music Academy in Oslo. Zum 30-jährigen Jubiläum engagierten wir ihn für ein Trompetenkonzert.

Heinz Tandler gab über Jahrzehnte jedem Chor und jedem Solistenquartett mit seinem profunden Bass und seiner rhythmischen Standfestigkeit Halt und Fundament. Obgleich er eine Einladung nach Bayreuth erhielt und dort mit Erfolg eine kleinere Partie sang, konnte er sich aus familiären Gründen nicht für die Sängerlaufbahn entscheiden. H. Widmer wurde Kontrabassist im bis heute sehr renommierten Orchestre de Chambre de Lausanne und vermittelte 1962 ein Engagement dieses Orchesters unter seinem damaligen Chefdirigenten Victor Desarzens. Rudolf Merkle, familiär schon musikalisch vorbelastet, lernte bei meinem Vater Cellospielen und ließ sich dafür so begeistern, dass er innerhalb kürzester Zeit im Schulund Kirchenorchester mitspielen durfte. Die Passion für die Musik prägte sein Leben und das seiner ganzen Familie. Als er mit seiner Tochter Angelika, sie war noch ein Kind, bei einer großen Orchestermesse an seine alte Wirkungsstätte, auf die Orgelempore kam, wurde dies für Angelika zu einem intensiven, geradezu körperlich erfahrbaren musikalischen Schlüsselerlebnis. Sie lernte nicht nur Klavier, sondern auch Cello. Mit dem Klavier machte sie dann aber ihre musikalische Karriere und wir haben sie immer wieder in unseren Konzerten hören können, wo sie selbst als Schülerin entscheidende Impulse für ihren musikalischen Werdegang empfangen hatte. Für Rudolf Merkle schloss sich ein lebensumspannender Kreis, als seine Tochter drei Tage nach seinem neunzigsten Geburtstag im November 2016 zusammen mit namhaften Kollegen der Frankfurter Musikhochschule das Klavierquintett op. 81 von Antonin Dvorák und das Forellenquintett von Franz Schubert spielte. Zwei Jahre zuvor hatten Angelika Merkle und ich das Konzert schon geplant und wir bangten manchmal, ob er es noch erleben würde. Doch allen körperlichen Einschränkungen zum Trotz konnte er nicht nur die Musik und das souveräne Klavierspiel seiner Tochter im Zusammenspiel mit ihren Kollegen und Freunden genießen, sondern auch das entspannte und gesellige Beisammensein danach. Das Konzert war für ihn ein ganz besonderes musikalisches und ein tief berührendes Geburtstagsgeschenk. Rudolf Merkle starb wenige Monate später.

Interesse für die Musik weckte mein Vater auch außerhalb des Unterrichts als Organist, ebenfalls bei einer Reihe von Schülern der Oberrealschule. Sie kamen, wie mir auch unser langjähriger zweiter Vorsitzender Dr.!Jochen Unger gestand, nicht so sehr wegen des Gottesdienstes in die 11-Uhr-Messe am Sonntag, sondern weil sie meinem Vater beim Orgeln zusehen wollten. Darunter war auch der heute international renommierte Schriftsteller W. G. Sebald (1944 – 2001). Er erwähnte meinen Vater mit unverändertem Namen in einer seiner Zürcher Vorlesungen, die er in „Luftkrieg und Literatur“ zusammenfasste (Hanser Verlag, 1999, S. 88). Vor allem aber in seinen Moments musicaux, wo er die Improvisationskunst meines Vaters an der Orgel würdigte („Campo santo“, Hanser Verlag 2003, S. 228 – 233). In diesem Essay gab Sebald ihm den Namen Zobel.

Wegweisende Entscheidungen

Nach der Aufführung des Mozart-Requiems 1969 in St. Michael Sonthofen. Im Vordergrund (v.l.) Heinz Tandler, Prof. Hanno Blaschke, Marga Schiml, Hildegard Heichele, Otto Gogl

Ein ganz besonderes Gespür hatte mein Vater für entwicklungsfähige Singstimmen. Er sagte dann: „aus dieser Stimme lässt sich etwas machen“. Er bereitete u. a. den Tenor Rudolf Baumgartner mit Erfolg für die Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule vor. Aber Baumgartner grollte, als mein Vater ihm nach kurzer Unterrichtszeit noch nicht die Tenorpartie des Uriel in der Schöpfung anvertraute. Bald erinnerte sich der junge Tenor jedoch dankbar an die Lehrzeit bei meinem Vater, als er inzwischen an der Komischen Oper in Berlin unter Walter Felsenstein in der Oper Das schlaue Füchslein von Leoš Janácek Triumphe feierte. Die Freundschaft wurde neu belebt und mit seiner Frau, der Pianistin Gertrud Backfisch, gab er 1954 und 1958 Lieder- und Arienabende. Zweimal sang er noch den Uriel in der Schöpfung. Zuletzt bei der siebten (!) Einstudierung der Schöpfung im Jahr 1963 anlässlich der Stadterhebung Sonthofens.

Ich erinnere mich an die Klavierschülerin Hildegard Heichele, die mit ihrem hellen Lachen das Interesse meines Vaters an ihrer Stimme weckte. Bald überwog in den Unterrichtsstunden der Gesangsunterricht. Mein Vater saß am Klavier und begleitete sie beim Veilchen von W. A. Mozart und riet ihr zur professionellen Ausbildung der Stimme. Es dauerte nicht lange, da ließ er sie des öfteren im Benedictus der sogenannten Kleinen Orgelsolomesse von Joseph Haydn das anspruchsvolle Sopransolo singen. Den Orgelpart spielte übrigens immer meine Mutter. 1969 engagierte mein Vater Hildegard Heichele für die vierte und letzte von ihm geleitete Aufführung des Requiems von W. A. Mozart. Zu dieser Zeit studierte sie schon einige Jahre an der Münchner Musikhochschule (1966 – 1970). Von 1971 – 74 gehörte sie zum Ensemble der Bayerischen Staatsoper und dann folgten vierzehn höchst erfolgreiche Jahre als Erster lyrischer Sopran an der Frankfurter Oper. Zur Wiedereröffnung der Alten Oper sang sie eine der Sopransolopartien in Gustav Mahlers 8. Sinfonie unter Michael Gielen. Von Frankfurt aus gastierte sie in Brüssel, Monte Carlo, Barcelona, Bayreuth, London und Wien. Während der Proben zur Fledermaus mit Hermann Prey am Londoner Opernhaus Covent Garden unter Placido Domingo musste sie innerhalb weniger Stunden für Teresa Stratas bei einer Gala einspringen. Der Dirigent war Karl Böhm, der von Hildegard Heichele so angetan war, dass er sie noch wiederholt nach Wien verpflichtete. Wenn ich mich recht erinnere, sang sie auch mehrfach als Gast die Partie der Adele bei den legendären Aufführungen der Fledermaus an der Bayerischen Staatsoper unter Carlos Kleiber. Nicht nur die wiederholt erfolgreiche Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt und seinem Concentus musicus ist mit Werken von Bach und Händel auf CDs festgehalten, sondern auch die 8. Sinfonie von Gustav Mahler, die Fledermaus von Johann Strauß und Silbersee von Kurt Weill.

Da dieses Heft anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Gesellschaft bis zum nächsten Jubiläum einen möglichst umfassenden Rückblick geben soll, erwähne ich zum Abschluss des Abschnitts über besonders erfolgreiche Schüler noch einmal den Pianisten Michael Endres. Bei seinem Konzert im November 2019 werden wir dieses neue Heft für 2020 verteilen. Zum 50-jährigen Jubiläum, also schon vor zwanzig Jahren, schrieb ich im Jahresheft: „Eines Tages rief mich mein Vater zu einem etwa elfjährigen Klavierschüler herein, von dem er vorher schon oft erzählt und gesagt hatte, dass er das Zeug zum Pianisten habe.“ Er ließ ihn das Adagio sostenuto aus der Mondschein-Sonate von Beethoven vorspielen. Ich war tief beeindruckt, mit welcher Ruhe, Selbstverständlichkeit und unverkrampften Haltung die Hände des kleinen Buben über die Tasten glitten und reine Musik erklang, vollkommen unmanieriert und ohne falsches Pathos. Anlässlich der Planung eines Konzerts 2001 schrieb Michael Endres ein auf meinen Vater sehr zutreffendes Zeugnis: „Es ist eine schöne Erinnerung, welche ich an Ihre Eltern habe und es ist keine Übertreibung zu sagen, dass die behutsame Art, mit der Ihr Vater mich unterrichtete, für mich eine ideale Voraussetzung war, meinen eigenen Weg zu gehen. Auch später bei meinen Studien in London und New York hatte ich das Glück, ähnliche Unterrichtsmethoden zu erfahren (im Gegensatz zu sehr striktem Unterrichten, welches manche Pädagogen bevorzugen, was aber keinesfalls für jeden Schüler oder Studenten ideal ist). Die Begeisterung und der Enthusiasmus für die Musik ist jedenfalls auf diese Weise bei mir niemals auch nur abgeschwächt worden.“

Michael Endres ist heute ein international gefragter Pianist, hat seinen festen Wohnsitz in Neuseeland, lehrt an der Musikhochschule in Oslo und zählt derzeit zu den angesehensten Schubert-Interpreten.

Es ist nicht meine Absicht, einen streng chronologischen Verlauf der Geschichte der Gesellschaft zu schreiben, sondern ich möchte vielmehr herausstellen, welche Voraussetzungen, welche begünstigenden Faktoren durch das vielfältige Wirken meines Vaters geschaffen wurden und welche Überlegungen die Idee eines Vereins zur Pflege und Förderung der klassischen Musik zum Erfolg führten.

Neue Medien

Otto Gogl (1902 – 1976), ca. 1974

Maßgeblich war wohl auch seine weit vorausschauende und richtige Einschätzung der schnell wachsenden Bedeutung des Rundfunks für das Musikleben mit den funktechnisch immer besseren Übertragungen. Ein vorwiegend aus Laien bestehendes Orchester konnte natürlich nicht mit den hohen Qualitätsmaßstäben eines Berufsorchesters konkurrieren. Infolge der Reorganisation des öffentlichen und kulturellen Lebens in den Nachkriegsjahren kehrten allmählich die meisten Berufsmusiker an ihre früheren Wirkungsstätten zurück. Die Lücken im Sonthofener Orchester wurden wieder größer und mussten bei Bedarf mit eingekauften Musikern vorwiegend aus Augsburg und München besetzt werden. Das war oft teurer, als ein komplett besetztes Ensemble zu verpflichten.

Diese verschiedenen Faktoren waren es vor allem, die meine Eltern bewogen, eine eigenständige Konzertreihe zu gründen, für die professionelle Musiker und Ensembles verpflichtet werden sollten.

Zumal ergaben sich aus dem Nebeneinander von Berufsund Laienmusikern immer wieder Konflikte: Manche Laienmusiker, die jede Woche zur Probe kamen, fühlten sich verständlicherweise zurückgesetzt, wenn sich die Profis, die nun nur noch zur Generalprobe anreisten, an das erste Pult setzten.

In der behutsamen Trennung von Kirchenmusik und weltlichem Konzert sah mein Vater daher die einzige Möglichkeit, diese Konflikte zu entschärfen und die Freude am Musizieren bei den Laien vor Ort zu bewahren. Aber es war nicht leicht, Zustimmung bei allen zu finden: Nach einem der ersten Konzerte ausschließlich mit Berufsmusikern schrieb ein Laienmusiker in seiner Konzertkritik, „man habe fehlerlose Konservenmusik gehört“. Doch mein Vater ließ sich nicht mehr beirren und die Zeit sollte ihm Recht geben. Ein weiterer kleiner Baustein zur Gründung der Gesellschaft kam aus dem Kreis der Freunde, mit denen mein Vater Ende der 40er Jahre regelmäßig Quartett spielte. Darunter war der geigende Forstmeister Eberhard Hertrich, der seine Referendarzeit in Donaueschingen beim Prinzen Max Egon von Fürstenberg absolviert und dort die Gründung der Musiktage im Jahr 1921 miterlebt hatte. Hertrich berichtete über die Organisation dieser Konzerte und manches gab den Anstoß für unsere Konzertreihe.

Schließlich fand, wie eingangs berichtet, das erste Konzert am 21. Mai 1950 statt und bis heute sind es mehr als fünfhundert geworden. Die fachlichen Kenntnisse und die glückliche Auswahl der verpflichteten Musiker waren und sind bis heute Grundvoraussetzungen für den stetigen Erfolg der Gesellschaft. Aber da ist noch etwas ganz anderes und doch auch Wesentliches anzuführen, was den Erfolg sicherte: Es sind die freundschaftlichen Beziehungen, die nicht so sehr durch Worte, sondern durch eine Übereinstimmung im musikalischen Empfinden langsam gewachsen sind. Sie hatten zur Folge, dass manche Künstler von ihren Anfängen über Jahrzehnte hinweg immer wieder gerne kamen und das Niveau unserer Konzerte bestimmten. Ihre Betreuung ging weit über den Transfer der Musiker vom Zug zum Hotel oder zum Konzertsaal hinaus. War einem Künstler das Hotelzimmer zu laut, so wurde er einfach bei uns zu Haus aufgenommen. Der Erdbeerkuchen und die Weihnachtsplätzchen meiner Mutter waren heiß begehrt und Re-Engagements wurden durchaus unter Berücksichtigung solch köstlicher Beigaben verhandelt. Der einzigartige Pianist Leonard Hokanson spielte über drei Jahrzehnte immer wieder bei uns oft in Sonthofen und jedes Mal weckte seine etwas vernachlässigte Garderobe mütterliche Sorge bei meiner Mutter, solange er noch Junggeselle war. Sie hat ihm nicht nur Knöpfe angenäht, sondern auch die Frackhose gebügelt. Stellvertretend habe ich ihn für viele andere Künstler genannt, die über Jahrzehnte der Gesellschaft menschlich und künstlerisch verbunden sind und waren. Erlauben Sie mir einen kleinen Seitenverweis: Ich habe mich vor kurzem sehr gefreut, als ich entdeckte, dass diesem wunderbaren Musiker und so bescheidenen, liebenswürdigen Menschen Leonard Hokanson in den beiden größten, knapp dreißigbändigen Musiklexika der Welt, in The Dictionary of Music and Musicians von Sir George Grove und im deutschen MGG jeweils fast eine ganze Spalte gewidmet ist. Immer wieder spielten bei uns Künstler, die bei ihm in Frankfurt und später in Bloomington, USA, studiert haben. Zu ihnen zählt auch die Sonthofener Pianistin Angelika Merkle (siehe auch unser Kuratorium Seite 100).

In den Jahren von 2001 bis 2019 hat sich Frau Geneviève Unger, die Gattin unseres zweiten Vorsitzenden dieser Jahre, um das Wohl unserer Gäste sehr verdient gemacht und auch neue Akzente gesetzt. In Künstlerkreisen spricht es sich übrigens schnell herum, wo man nicht nur ein Konzert „abliefern“ soll, sondern auch noch freundlich und aufmerksam betreut wird.

Wichtige Satzungsbestimmungen

Von ganz großer Bedeutung für die Entwicklung der Gesellschaft war und ist der Passus in unserer Vereinssatzung, dass niemand finanziellen Gewinn daraus ziehen darf und die Arbeit wirklich ehrenamtlich ist. Nur so konnte die Forderung der Gründer erfüllt werden, dass die Eintrittskarten günstig und für jeden erschwinglich sein sollten. Es war ein großes Anliegen meiner Eltern, mit günstigen Eintrittskarten zu werben, einzuladen und nicht durch hohe Preise einem ungerechtfertigten elitären Anspruch Vorschub zu leisten. Bis heute ist es so geblieben, dass unser Jahresbeitrag deutlich unter dem vergleichbarer Institutionen liegt.

Als erster Vorsitzender fühle ich mich diesem Passus in unserer Satzung besonders verpflichtet und ich lege großen Wert darauf, in den Kassenbüchern unseres Vereins auf der Ausgabenseite nicht existent zu sein.

Die Säle

Vortragssaal I der Genaral-Oberst-Beck-Kaserne

Bei der Saalfrage dagegen mussten wir uns nach den jeweiligen Gegebenheiten richten. Die Konzerte Anfang der 50er Jahre fanden noch vorwiegend im sogenannten Offziers-Casino der Jägerkaserne statt und ich erinnere mich dort an mein erstes Konzert, dessen zweite Hälfte ich auf zwei aneinander gestellten Stühlen verschlafen habe. Nach dem Konzert wurde mir und meinem Bruder der erste ehrenamtliche Einsatz für die Gesellschaft angeordnet: Wir mussten durch die Stuhlreihen gehen und die Kärtchen mit den Platznummern einsammeln. Das war vor mittlerweile achtundsechzig Jahren.

Für Oratorien-Aufführungen bot die katholische Pfarrkirche immer noch am meisten Platz, aber 1957 fand überhaupt kein Konzert wegen Saalmangels statt. In den folgenden zwei Jahren luden wir dann in den Saal des Katholischen Pfarrheims ein, bis wir ab 1960 in den Vortragssaal I der GOB-Kaserne durften. In den Zeiten des Kalten Krieges war dies nicht selbstverständlich und wir sind den damaligen Standortältesten Oberst Ross, Herrn Oberstleutnant Freiherr von Hohenhausen und Oberst Müller für Ihr Entgegenkommen und für Ihre Aufgeschlossenheit zu großer dankbarer Erinnerung verpflichtet. Dreimal ermöglichten sie uns sogar das Engagement der Münchner Philharmoniker unter ihrem damaligen Chefdirigenten Fritz Rieger: so zum zehnjährigen Bestehen der Gesellschaft 1960, noch einmal 1961 und im Jahr der Stadterhebung 1963. Diese Sinfoniekonzerte fanden dann im 109 Meter langen, großen Speisesaal statt. Beim ersten Mal, es war das Festkonzert zum 10-jährigen Bestehen, begann kurz vor dem Konzert ein Gewitter zu toben, so dass zahlreiche Besucher völlig durchnässt ankamen. Auf dem Programm stand als zweites Werk die Pastoralsinfonie von Ludwig van Beethoven. Die Gleichzeitigkeit des sinfonischen Gewitters im Saal und des elementaren Naturereignisses draußen vor den großen Fenstern wurden zum unvergesslichen Erlebnis für alle Anwesenden. W. G. Sebald wollte diesen faszinierenden Eindruck in seinem nächsten Roman aufgreifen. Ich habe ihm noch einen Programmzettel dieses Konzerts zugeschickt, weil er seine Schilderungen ja gerne mit Fotos belegte. Fast alle anderen Konzerte auf der Burg fanden im Kammermusik- oder Vortragssaals I statt. Von der Bühne führte hier ein Treppe links hinunter in einen kleinen offenen Abstellraum, in dem Putzzeug, kaputte Stühle oder ein Rednerpult gelagert wurden, so dass die Musiker meist im Stehen auf ihren Auftritt warteten. Es war wirklich kein Künstlerzimmer.

Im Winter gab es keine Heizmöglichkeit in diesem Raum, wir brachten daher von zu Hause einen kleinen Heizlüfter mit, der den kalten Luftstrom aus dieser Gruft abmildern sollte. Zu Beginn des Konzerts, zur Pause und am Ende mussten die Künstler daher durch den ganzen Saal gehen und mitsamt ihren Instrumenten jedes Mal den oft eiskalten Durchgang passieren, um ins warme Offizierscasino zu gelangen. Zur Entschädigung konnten wir aber einen Saal von einzigartiger Akustik bieten. Viel später habe ich erfahren, wie das Geheimnis zu erklären war: Genauso wie im akustisch legendären Theater La Fenice in Venedig waren die Eichenholzpaneele in diesem Vortragssaal auf einer tragenden Holzkonstruktion befestigt, so dass sie schwingen konnten. Der Hohlraum zwischen den Paneelen und der tragenden Holzkonstruktion war bis zu zwanzig Zentimeter weit. Als der Geiger Ricardo Odnopossoff in Hamburg einmal gefragt wurde, wo er im akustisch besten Kammermusik-Saal gespielt habe, da antwortete er: „Es wird Ihnen nicht viel helfen, wenn ich sage, dass es in einer ganz kleinen Stadt ganz im Süden Deutschlands war.“ Der Zufall wollte es, dass die neugierige Dame regelmäßig ins Allgäu kam, den Saal und Sonthofen durch unsere Konzerte kannte und uns dieses Kompliment überbringen konnte.

Ein neuer Flügel

Clementine Gogl und Bürgermeister Karl Blaser bei der Verleihung des Ehrenrings der Stadt Sonthofen.

Wir mussten allerdings auch große Opfer bringen. In den dreizehn Jahren wurde der große Zeitter-Winkelmann- Flügel meiner Mutter circa Fünfzigmal von einer Speditionsfirma aus dem Wohnzimmer geholt und in den Saal auf der Burg gebracht, wenn wir eine Besetzung mit Klavier hatten. Es erübrigt sich zu sagen, dass das Instrument unter diesen Ortswechseln sehr gelitten hat und meine Eltern anfingen, Unterschriften von Künstlern und Förderern zu sammeln und die Stadt Sonthofen um die Neuanschaffung eines großen Konzertflügels zu bitten. 1976 bewilligte die Stadt 47.700.- DM für einen großen Bechstein-Flügel EN 280, damit weiterhin Künstler von Weltrang wie Jakob Gimpel, Nelson Freire, Rudolf Buchbinder oder Mikhail Pletnjew u. a. verpflichtet werden konnten. Roberto Szidon spielte 1977 den ersten Soloabend auf dem neuen Flügel. Doch mein Vater war nicht mehr dabei. Er starb Ende Oktober 1976.

Als das damals sogenannte Soldatenheim, heute Haus Oberallgäu, in der Richard Wagnerstraße fertiggestellt war, es muss 1973/74 gewesen sein, durften wir nicht mehr in die GOB-Kaserne. Die Akustik in diesem Saal ist nicht mit der oben in der Burg vergleichbar, aber sie auch nicht schlecht. Der Saal ist trocken, d. h. die Musiker haben das Gefühl, der Ton werde nicht in den Raum hinausgetragen. Bläser, und noch mehr die Sänger tun sich da besonders schwer. Die Bühnenvorhänge, die zwangsläufig in einem Saal angebracht sind, der auch für das Theater benötigt wird, schlucken viel Klang. Bei den Zuhörern draußen im Saal kommt dann aber doch immer mehr an, als man von der Bühne aus vermutet.

Nach dem Tod meines Vaters führten meine Mutter als erste Vorsitzende und ich als zweiter die Gesellschaft ganz in seinem Sinne fort. Meine Mutter setzte von jeher die Ideen meines Vaters tatkräftig, aber manchmal auch unter Stöhnen um – sofern sie überhaupt realisierbar waren. Sie kümmerte sich insbesondere um die Finanzen, organisierte den Kartenverkauf, der für die Mitglieder bei uns zu Hause stattfand, sie schrieb die Bestuhlungspläne und vieles mehr. Wir waren bestens eingearbeitet und so konnten wir hervorragende Künstler verpflichten und den Ruf dieser außergewöhnlichen Konzertreihe nach dem Tod meines Vaters weiter ausbauen und konsolidieren. Mischa Maisky, Boris Pergamenschikow, Rudolf Buchbinder, das Hagen- und das Melosquartett oder die zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker und viele andere waren unsere Gäste. Seitdem ich 1969 zum Studium nach München gegangen bin, fuhr/fahre ich mit ganz wenigen Ausnahmen zu jedem Konzert nach Sonthofen.

Eingetragener Verein

Im April 1987 wurde die Gesellschaft eingetragener Verein und seither ist Herr Otto Wechs unser Kassier, der mit Akribie und absoluter Zuverlässigkeit sowie zur vollsten Zufriedenheit der Kassenprüfer unsere Finanzen verwaltet.

Als meine Mutter im Sommer 1991 viel zu früh verstarb, zögerte ich nicht, den Verein als erster Vorsitzender weiterzuführen, obwohl ich nicht im Allgäu wohne und obwohl meine Mutter das weitere Schicksal des Vereins während ihrer Krankheit nie erwähnte. Sie wusste, wie viel Arbeit damit verbunden ist und sie wagte es offenbar nicht, mich um die Fortführung zu bitten. In dieser schweren Zeit fand ich in Frau Gerlind Waltenberger eine sehr engagierte und hilfsbereite Mitarbeiterin, die sich nicht nur um die Karten und Sitzpläne kümmerte, sondern einen ganz wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Jahreshefte leistete, in denen wir seit 1994 unser Jahresprogramm zusammenfassen. Für ihre Verdienste haben wir sie 2017 zu unserem ersten Ehrenmitglied ernannt.

Neue Perspektiven

Bis zum Jubiläumsjahr 2000 blieb das Haus Oberallgäu unser einziges Domizil. 1999 aber drohte die LAG, die Evangelische Landesarbeitsgemeinschaft Bayern für Soldatenbetreuung, Träger des Hauses, wegen mangelnder Auslastung mit der Schließung. Ich trug mich mit dem Gedanken, meine ehrenamtliche Tätigkeit für die Gesellschaft niederzulegen, denn ich fand von offi zieller Seite nicht die Unterstützung, die unser Verein verdient hätte. Seit meiner frühesten Kindheit war ich in die Arbeit für den Verein einbezogen, den meine Eltern in idealistischer Gesinnung 1950 gegründet hatten. Neben der Musikpfl ege an St. Michael in Sonthofen wollte mein Vater mit den Konzerten der Gesellschaft Musik auf höchstem Niveau ins Oberallgäu holen und den Menschen vor Ort Freude und musikalische Bereicherung schenken. Bis zum Jahr 2000, dem 50-jährigen Jubiläum, hatte der Verein bereits über vierhundert Konzerte organisiert und prägte das kulturelle Leben der Stadt Sonthofen und des ganzen Oberallgäus entscheidend mit. Es dürfte nachvollziehbar sein, was es für mich bedeutete, eine Beendigung meines Engagements in meiner Heimatstadt in Erwägung zu ziehen, war ich doch buchstäblich mit der Gesellschaft aufgewachsen.

Ich erwähne dies nur deshalb so ausführlich, weil der Fortbestand der Gesellschaft in der bestehenden Form äußerst gefährdet war und Herr Dr.!Unger als zweiter Vorsitzender mit Elan, Entschlußfreudigkeit und Weitsicht das Schiff Gesellschaft Freunde der Musikwieder in ruhigere Gewässer lotste.

Zwei entscheidende Hinweise kamen vom damaligen Bürgermeister Hubert Buhl, der mich sowohl auf Herrn Dr.!Unger als auch auf Herrn Dr.!mult. Werner Rieder vom AllgäuSternHotel aufmerksam machte. Dr.!Rieder rettete in der bedrohlichen Situation vor dem 50-jährigen Jubiläum nicht nur das Festkonzert, sondern stellte uns auch für zahlreiche weitere Konzerte den großen Saal kostenlos zur Verfügung. Darüber hinaus unterstützte er uns großzügig durch Spenden und Inserate. Gerne trat er auch unserem Kuratorium bei, dessen Mitglieder für die Qualität und Integrität des Vereins bürgen. Durch den Zuwachs an Mitgliedern fanden wir im Hotel eines Tages nicht mehr genügend Platz.
Dieser Umzug in das AllgäuSternHotel war auch der Beginn des großzügigen Angebots der Familie Kracker, mit ihren Alpenvogel-Bussen einen Transfer der Konzertbesucher auf die „Steig“ anzubieten und dieses Angebot dann auch bis heute auch für die Konzerte in Fischen aufrecht zu halten. Im Namen aller, die in den Genuss dieses großzügigen Angebots kommen, möchte ich mich an dieser Stelle herzlichst bedanken. Wie bereits erwähnt, waren die Jahre 1999/2000 so aufreibend, dass ich erwog, mein Amt und mein Engagement für die Gesellschaft niederzulegen. Neben meinem Beruf musste ich die Jubiläumsschrift verfassen, ein Festkonzert vorbereiten und dirigieren, das nächste Konzertjahr planen, Sponsoren acquirieren, einen endlosen und unerfreulichen Briefwechsel bewältigen. Für sechs Samstagstermine forderte die LAG 4.800 DM zusätzlich zur Miete von 3.690 DM. Es war eine finanziell existenzielle Bedrohung für unseren Verein. Absolut deprimierend war darüber hinaus die Tatsache, dass fünfzig Jahre kulturelles Engagement einer ganzen Familie ohne ein Wort der Anerkennung beim Festkonzert blieben. Einen Blumenstrauß für meine Frau habe ich vorsorglich selber besorgt und bezahlt. Denn sie war es, die mich davon abhielt, aufzuhören. Sie litt mit mir, unterstützte mich und machte mir Mut. Ihre Hilfe und ihr Zuspruch gaben den Ausschlag, dass ich weitermachte. Ich erwähne das ausdrücklich, weil sie selber nie ein Aufhebens davon macht und sich bis heute nie in den Vordergrund drängt.

Bei der entscheidenden Mitglieder-Jahresversammlung 2001 schlug der damalige Bürgermeister Hubert Buhl, wie bereits erwähnt, Herrn Dr. phil. Joachim Unger zum zweiten Vorsitzenden vor. Es war eine glückliche Wahl und mit ihm ein Aufbruch in eine neue Ära der Gesellschaft. Er setzte es sich zum Ziel, mich weitestgehend von bürokratischen Verpflichtungen zu befreien, damit ich mich ganz auf die Kontakte mit den Agenturen, auf die Texte für die Jahreshefte konzentrieren und auf die von mir dirigierten Konzerte vorbereiten könnte. Er machte die Gesellschaft fit für die Zukunft und seine umfangreichen Initiativen können Sie in der gesonderten Würdigung nachlesen, die ich ihm in diesem Heft (Seite 96) widme. Ihm und seiner ebenfalls sehr engagierten Frau Geneviève gebührt ganz großer Dank und ich freue mich sehr, dass sowohl die Stadt Sonthofen als auch der Landkreis sein Wirken für die Kultur würdigen.

Unser Glück in Fischen

Da wir den Saal im AllgäuSternHotel nur unter dem Vorbehalt eines unverhofften Bedarfs durch einen Kongress benutzen konnten, der Platz immer enger wurde und immer wieder Umbaupläne mit längerer Schließung des Hauses Oberallgäu in der Presse diskutiert wurden, suchte Herr Dr.!Unger bald nach weiteren Sälen, die für uns in Frage kamen und es war von Anfang an ein ausgezeichnetes Einvernehmen mit Herrn Bürgermeister Rölz, seinem Gemeinderat und Altbürgermeister Vogler in Fischen. Auch dort wird uns der Saal unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Wir haben die dringend erforderliche größere und erweiterbare Bühne zur Verfügung, eine sehr gute Akustik, einen schönen Saal samt erforderlicher Infrastruktur und es gibt Herrn Josef Jocham und Herrn Florian Köcheler, zwei stets hilfsbereite und immer freundliche Hausmeister mit offenen Ohren für unsere vielfältigen Wünsche. Aber auch im Haus Oberallgäu fanden wir in den vergangenen Jahren in Herrn Holderied einen zuverlässigen und engagierten Hausmeister, der mit Eigeninitiative entscheidend zur Verbesserung der schwierigen Beleuchtungssituation auf der Bühne beitrug. Es ist eines der großen Verdienste von Herrn Dr.!Joachim Unger, dass er stets bemüht war, die Aufgaben im Führungsteam so zu verteilen, dass Ausfälle zum Beispiel durch Krankheit ohne größere Probleme kompensiert werden konnten. Seit Jahren gehörte Herr Josef Rothärmel als Beirat für besondere Aufgaben zu unserem Team und es ist natürlich für unseren Verein von großem Vorteil, dass auch seine Frau Renate bereit ist, mitzumachen. So hat sie sich bereits mehrmals bewährt, wenn Frau Unger im Urlaub war. Am 17. Februar 2019 wurde Herr Rothärmel, ursprünglich als Rückendeckung für Herrn Wechs eingeplant, einstimmig zum zweiten Vorsitzenden der Gesellschaft gewählt. Wie allgemein bekannt, legte Herr Dr.Unger aus Altersgründen sein Amt zum 17.2.2019 nieder.

Dank seiner Kontaktfreudigkeit und seiner hervorragenden Vernetzung wird Herr Joseph Rothärmel als Nachfolger im Amt des zweiten Vorsitzenden, zusammen mit seiner ebenfalls engagierten Frau Renate und unterstützt vom bereits bewährten Team die Gesellschaft, sicher ebenfalls wesentlich zum weiteren Erfolg der Gesellschaft im neuen Jahrzehnt beitragen.

Seit dem Erscheinen des Jahreshefts 2010 sind zwei Beiräte gestorben: Frau Eleonore Dietze und Herr Arthur Lamka, der für die Pressearbeit zuständig war. Außerdem haben wir unser früheres Vorstandsmitglied, unseren Schriftführer Herrn Walter Köppe verloren, der als Gründungsmitglied zum Urgestein unseres Vereins zählte. Aller drei Verstorbenen gedenken wir mit Dankbarkeit und großer Wertschätzung.

Leuchtturm Projekt

Natürlich bleibt zum Schluss dieses Rück- und Ausblicks noch die Frage, was passiert, wenn ich ausfalle. Meine Frau wäre ziemlich verzweifelt, weil sie nach ihrer eigenen Aussage „nichts finden würde“. Das hat einfach damit zu tun, dass vieles bislang nur im Kopf abgelegt ist. Aber nachdem ich seit Anfang 2019 nach fast vierzig Jahren ärztlicher Tätigkeit in den (Un-)Ruhestand gegangen bin, wird sich hoffentlich manches Dunkel noch lichten. Zur Beruhigung kann ich sagen, dass der Ablauf der Konzerte zunächst ungestört weitergehen würde, weil ja die Verträge Jahre im voraus abgeschlossen werden. Unbestritten ist sicher auch, dass sich die Gesellschaft nach meinem Ausscheiden eines Tages anders wird aufstellen müssen. Und ich wünsche mir, dass dieses kulturelle Leuchtturmprojekt, so der Ausschuss des Kulturund Europaausschusses des Bezirkstags von Schwaben, weiterhin über das Oberallgäu hinaus unübersehbare und vor allem auch unüberhörbare Signale senden wird. Zur Zeit und hoffentlich noch ein bisschen länger, freue ich mich sehr, die Musik und die Gesellschaft zu meinem Hauptberuf machen zu können.

Ihnen, die Sie unsere Konzerte so regelmäßig besuchen, danke ich für Ihre Treue und Ihre Aufgeschlossenheit. Ich danke allen, die zum Gelingen beitragen und jedes Konzert für Sie zu einem einmaligen Erlebnis werden lassen und vor allem wünsche ich uns allen, dass wir noch viele Konzerte gemeinsam mit Freude und in Gesundheit miteinander hören werden.

Zum Abschluss erlaube ich mir wieder einmal Ludwig van Beethoven zu zitieren, der seiner Missa solemnis die Devise voranstellte: „Von Herzen – möge es wieder – zu Herzen gehen!“

Unsere Chronik - Geschichte der Gesellschaft „Freunde der Musik“ - als PDF zum Downloaden